"Purple Hearts": Berechtigte Kritik an der Rom-Com (2024)

Die neue Rom-Com "Purple Hearts" startete erst am 29. Juli auf dem Streaminganbieter Netflix und schon jetzt spaltet erim Netz die Geister. Und das zu recht! Auch wenn dieserLiebesfilm vieles richtig macht, ist er mitunter misogyn, rassistisch und verherrlicht das US-Militär…Dazu äußerten sich nunauch Regisseurin sowie Hauptdarstellerin. Vorsicht: Spoiler Alert!

Über 102StundenWatchtime in den ersten zwei Wochen, Platz einsder Netflix-Charts in 93 Ländern und tausendeKommentare in den sozialen Netzwerken. Der Netflix-Liebesstreifen "Purple Hearts" konnte seit seiner Ausstrahlungeine beachtliche Menge an Erfolgen einfahren. Doch je größer die Reichweite, desto lauter wird auch die Kritik an dem Film.

"Purple Hearts": Darum geht es

Musikerin Cassie (Sofia Carson) kämpft mit den hohen Kosten ihrer Diabetes-Erkrankungund der ehemals drogensüchtigeSoldatLuke (Nicholas Galitzine) muss Geld für seine Schulden auftreiben. Das ungleiche Paar geht eine Scheinehe ein, um denBonusdes US-Militär abzugreifen – obwohl sich die beiden zunächst nicht ausstehen können.Als Lukeim Irak-Kriegverwundet wird und seineFrau ihn pflegen muss, lernen sich die beiden kennen und lieben.

"Purple Hearts": Der Film thematisiert wichtige Themen

"Purple Hearts" macht einiges richtig, denn während die üblichen Rom-Coms nichtsehr tief schürfen und nahezu mittelalterlich-stereotypisierteRomantik aufrecht erhalten,wagt sich"Purple Hearts" anneues Terrain. Mehr Handlung, mehr Konflikt, mehr Gesellschaftspolitik.Beide Hauptfiguren vertreten unterschiedliche politische Ansichten und deuten wichtigeProblematiken der US-Politik an.Latina Cassieist die Tochter einer illegalen Einwanderin. Ohne Krankenversicherung fühlt sie sich vom System im Stich gelassen und steht im Filmfür das blaue Herz, sinnbildlich für die liberale Einstellung der Demokraten. Ihr gegenüber Soldat Luke, der seinem "Vaterland"dienen will unddie Ehe als unwiderruflich ansieht. In ihm schlägt ein rotes Herz, das eines Republikaners. Zusammen verschmelzen sie zu lila Herzen, den "Purple Hearts".Ein Purple Heart, wie auch Luke es im Film erhält, ist dabei zudem eine militärische Auszeichnung für im Krieg durch feindliche Aktionen verwundete Soldat*innen.

Damit kommen, die für eine Rom-Com bisher eher untypischen Themen, wie zum Beispieldieprivatisierte Krankenversicherung, die US-amerikanische Einwanderungspolitik,Patriotismus, Waffengesetze, Feminismusund der Irak-Krieg zur Sprache.Cassies wichtige Standpunkte ersticken dabei meist allerdingsunterdem Handlungsstrang ihrer Gesangskarriere oder werden unter demaufrechzuerhaltenden Deckmantel der Scheinehe wenigbis gar nicht ausdiskutiert. Letztlichverfolgt"Purple Hearts" natürlich das Storytelling einer Liebesgeschichte und kratzt damit unzureichend an der Oberfläche. Trotzdem,immerhin: der Versuch war da.

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"Purple Hearts": Betreibt der Film Militär-Propaganda?

Dass der Film die Problematiken der US-amerikanischen Politikthematisiert ist gut. Doch dabei bleibt leider einiges auf der Strecke, denn insbesonderederMilitäreinsatz im Irak wird einseitig, mitunter falsch und zudem romantisiert dargestellt. Im Netz ist sogar vonmilitärischer Propaganda die Rede. Schließlich heißt es im Film, dassdie US-Marines lediglichin den Irak-Krieg ziehen, um ihr eigenes Land vor Terrorismus zu schützen. Diese Behauptung wird in keinerweise angezweifelt,obwohl die Geschichte deutlich machte, dassder amerikanische Einmarsch imIrak mithilfe von haltlosen Beweisen gerechtfertigt wurde. Also ja, durch die einseitige Darstellung des Irak-Krieges und insgesamt derpatriotistischen Darstellung der US-Marines wird das Militär verharmlost.

"Purple Hearts": Ist der Film rassistisch?

Lukes Soldaten-Kumpel erhebt sein Glas mit den Worten: „Auf die Araber, die wir da unten jagen werden, Baby!" Mit dieser Aussagebezieht er sich auf ihren bevorstehenden Einsatz im Irak. Als Cassie daraufhin verständlicherweise zur Diskussion ansetzt, fordert Luke sie auf, wieder Platz zu nehmen. Damit wehrt sich Luke nicht nur nicht gehen die offen rassistischen Äußerungen seines Freundes, sondern legt auch ein misogynes, also frauenfeindliches Verhalten an den Tag.Insgesamt äußern sichLukes Soldaten-Kollegen von Beginn des Filmes an wiederholt sexistisch und rassistisch.

"Purple Hearts": Ist der Film frauenfeindlich?

In der oben beschriebenen Szene drängt Luke seine Frau Cassie sich wieder hinzusetzen, obwohl sie ihren Standpunkt klar machen will. Damit verhält sich Luke an dieser Stelleoffenkundig misogyn. Dabei ist er eigentlich ein korrekter Typ, fragt Cassie vor demSex "Willst du das?" und stellt bei aufdringlichen Nachwuchsfragen der Verwandtenklar: „Lass sie erstmal ein Rockstar werden, okay? Danach die Kinder“ Interessanterweise geschieht Lukes misogyneZurechtweisungnur in Gesellschaft anderer, männlicher Marines, was besonders hinterfragt werden sollte.

"Purple Hearts": Die Regisseurin und die Hauptdarstellerin äußern sich zu den Vorwürfen

Hauptdarstellerin Sofia Carson, die auch für den Soundtrack des Filmes verantwortlich war, hat nun betont, dass beide Seiten so akkurat wie möglich darfgestellt werden sollten. "Es geht um zwei Herzen, ein rotes und ein blaues, die Welten voneinander entfernt sind und denen beigebracht wurde, einander zu hassen. Durch die Macht derLiebelernen sie Mitgefühl und Verständnis für einander. Sie lieben sich und verwandeln es in ein wunderschönes Lila", so Carson unter anderem.

Auch RegisseurinElizabeth Allen Rosenbaum verteidigt ihre Arbeit: "Ich hoffe, dass die Leute verstehen, dass die Figuren anfangs Fehler haben müssen, um zu wachsen." Beide seien Opfer eines kaputten Systems, denn die USA habe viele Schwächen, wasdas wichtigste Motivdes Films gewesen sei."Sie müssen extrem sein, damit dieroten und blauen Herzen sich zu lila wandeln können. Und einige der Leute um sie herum haben noch mehr Schwächen als sie.", so Rosebaums Stellungnahme und fügt hinzu: "Ich hoffe, dass jeder, der in irgendeiner Weise dadurch beleidigt wird, versteht, dass unsere Absichten sehr rein sind, und das liegt daran, dass wir das Gefühl haben, dass die Menschen wachsen und moderater werden müssen.“

Bei den User*innen stoß die Erklärung jedoch nicht überall auf Verständnis:"Wir wissen alle, wie Erzählstränge funktionieren, aber nach dem Vorfall gibt es bei ihm keinerleiEntwicklung. Erfinde nicht irgendwelche Dinge, um den Rassismus im Film zu verteidigen. Wenn überhaupt, dann verabschiedet sie ihre Moralvorstellungen, weil sie ihn so sehr liebt",lautet etwaein Kommentar.

"Purple Hearts": Berechtigte Kritik an der Rom-Com (2)

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"Purple Hearts": Das Fazit zum Film

"Purple Hearts" kommt als nette Rom-Com mit neuem Blickwinkel daher. Doch so viel Freude man beim Schauen auch hat:Der Film solltedurch eine kritische Linse gesehen werden, denn er ist eben nicht nur eine banaleLovestory. "Purple Hearts" sollte daran erinnern, dassKriegs-Narrativeniemals immun gegen Kritik sein sollten, Rassismus aufgedeckt und verurteilt gehört und dasSexismus in all seinenFacetten stets offen gelegt werden muss.

Von Maris Schaper


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Author: Ms. Lucile Johns

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